Meira Hofstetter Stiftung

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Ronaldinha kickt im Stift

27.08.2009 - AULHAUSEN

Von Thorsten Stötzer

FUSSBALLSCHULE Sechs Trainer der Frankfurter Eintracht üben mit Förderschülern

Erst den Kopf in den Nacken legen und dann den Ball auf der Stirn jonglieren. Die Übung, die Gerald Mai gerade im St. Vincenzstift ankündigt, gehört wahrlich nicht zu den einfachsten. "Wo ist unser Zauberkünstler?", fragt der Projektkoordinator aus der Eintracht-Frankfurt-Fußballschule. Ein anderer Akteur bekommt den Rufnamen "Langer" verpasst, wie das bei Fußballern eben so ist.

Ronaldinha kickt im Stift
Fußballerische Kabinettstückchen übten Trainer der Eintracht-Fußballschule mit Schülern aus dem Vincenzstift.RMB/Margielsky

Dennoch handelt es sich um einen besonderen Termin für die sechs Trainer aus Frankfurt, die sich mit ihrer Fußballschule ambitionierten Nachwuchskickern genauso widmen wie sozialen Projekten. Die jungen Kicker rundum leiden schließlich unter motorischen Defiziten oder einer eingeschränkten Wahrnehmung. "Die Ansprache muss schon jedes mal anders sein", berichtet Mai.

Den Kontakt zur Eintracht-Fußballschule hergestellt hat die Meira-Hofstetter-Gesellschaft. Rund 60 Schüler im Alter von sieben bis 21 Jahren aus den drei Förderschulen des St. Vincenzstifts nehmen an dem Trainingsnachmittag teil. Alle tragen die roten Sporthemden der Fußballschule, doch darunter verbergen sich oft Textilien, die nicht auf eine Vorliebe für die Eintracht schließen lassen. Trikots der Bayern, des FC Barcelona und des VfB Stuttgart werden stolz präsentiert.

Fußball fasziniert auch junge Menschen mit Handicaps, bestätigt Alice Doberschütz, die Rektorin der Heimschule. Eine Sportart übe jeder aus und "natürlich wird die Bundesliga geguckt". Stadionbesuche haben viele Jugendliche ebenfalls bereits erlebt, zudem werde das Taschengeld gerne in Fußballzeitschriften investiert. Der Mädchenanteil ist übrigens hoch bei der Trainingseinheit mit der Fußballschule.

Drei der Sportler aus dem Stift spielen bei Vereinen in der Umgebung. "Das ist die Integration, die wir uns wünschen", sagt dazu Doberschütz. Mit den Trainern aus Frankfurt, die über vielfältige Erfahrung in höheren Klassen verfügen, geht es in Gruppen von Station zu Station. Cezary Tobollik, der in den 80er Jahren für die Eintracht in der Bundesliga stürmte, lässt gerade ein kleines Spielchen laufen.

"Das ist das Endspiel der WM 2010 in Südafrika", erklärt er. Die Mannschaft in den neongelben Leibchen sei Brasilien, die in den roten Hemden Deutschland. Eine "Ronaldinha" hat der 47-Jährige entdeckt. Die Taktik erläutert er mit Wasserflaschen und glückt ein Tor, kommen die Spieler angerannt um sich mit dem Coach abzuklatschen.

"Die sind alle sehr willig", lobt er. Dass jemand im WM-Finale fragt, ob er kurz auf die Toilette darf, wird in Südafrika aber wohl nicht wieder vorkommen. 9:7 liegt Brasilien am Ende vorne. Nicht nur die roten Trikots dürfen die Kicker behalten, auch ein Ball für jeden bleibt im Vincenzstift, so dass alle eifrig an den fußballerischen Kabinettstückchen weiter arbeiten können.

Erschienen im Wiesbadener Kurier am 27.08.2009